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Wassermacher
Die Funktionsweise
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Seit der
revolutionären Entwicklung der ersten Umkehrosmose-Membranen durch DuPont vor
etwa 40 Jahren, haben Seewasserentsalzungsanlagen viele Millionen Kubikmeter
Trinkwasser aus Seewasser gewonnen.
Sie haben Leben gerettet, machten Wüste
fruchtbar und produzieren sogar das Wasser für das Eis, auf dem die Ölscheichs
Schlittschuh laufen.
Einige der
kleineren Anlagen sind so preiswert und zuverlässig geworden, dass zunehmend
mehr Fahrtensegler einen Wassermacher als beste Möglichkeit einschätzen, sich
mit dem unbezahlbaren Gut "Frischwasser" zu versorgen.
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Bei der aufgeschnittenen Membrane kann man sich gut vor Augen führen wie das Seewasser an einem der Enden einströmt und an der aufgerollten Membrane entlang zum Ausfluss auf der gegenüberliegenden Seite gelangt.
Die Frischwasserkanäle sind von den Seewasserkanälen durch die Membrane getrennt. Damit die drucklose Frischwasserpassage nicht von dem enormen Druck des Seewassers zusammengequetscht wird, ist eine Kunststoffdrainage eingelegt. Über die Frischwasser-Passage fließt das Produktwasser zum Zentrum der Membrane und wird über Bohrungen in das Plastikrohr leitet. Das Rohr führt dann zu der Tankzuleitung an der Außenseite des Druckbehälters (Membranengehäuse).
Der gelippte O-Ring, sichtbar auf dem Foto, verhindert dass das Seewasser an der Aussenseite des Membranen-Elements vorbeifließt, wo es nicht entsalzt werden kann.
Die Qualität des
Produktwassers entspricht dem von Tafelwasser mit einem Mineralgehalt von 180
bis 500 mg/ltr je nach Salzgehalt des Seewassers und entspricht damit den
Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Poren in der Membrane
haben nur einen Durchmesser von annähernd 0.0005 Micron, sodass die Membrane
Bakterien (0,2 bis 1 Micron) und Viren (0,02 bis 0,04 Micron) nicht durchlässt.
Fälle von "Montezumas Rache" oder anderen Infektionen sind in der Praxis nicht
bekannt.
Natürlich verhindert dies nicht, dass das stehende Wasser in den Leitungen und Tanks von Bakterien befallen wird. Bei Installation eines Wassermachers sollten die Tanks erstmal gründlich gereinigt werden, wenn nicht ohnehin gechlortes Wasser gebunkert wurde.
Wechselstrom- , Gleichstrom- oder Keilriemenantrieb für den Watermaker?
Bevor eine
Entsalzungsanlage installiert werden kann, stellt sich immer die Frage: Wie
betreibe ich meine Hochdruckpumpe? Mit Wechselstrom (also 220 Volt aus dem
Inverter oder Generator), mit Gleichstrom (also 12 oder 24 Volt aus den
Bordbatterien) oder mit Keilriemenantrieb direkt an der Hauptmaschine?
Wechselstrom-betriebene (AC-)Systeme sind ideal wenn ein
ausreichend starker Generator vorhanden ist. Für den Betrieb
werden zwar nur 1500 Watt benötigt aber zum Starten des Elektromotors können bis
zu 4.5 KW gebraucht werden.
Verschiedene Hersteller bieten eine Vielfalt von Modellen an. Es ist wichtig, zu wissen - und das zeigt die jahrelange Erfahrung von Servicetechnikern - , dass alle elektronischen Komponenten in Verbindung mit Wassermachern die Tendenz zum Versagen haben und dann nur mit Hilfe von Fachwerkstätten instand gesetzt werden können, die natürlich meistens nicht am Ort des Geschehens sind.
Also: Ein Tropfen Salzwasser an der falschen Stelle -
und wir schleppen wieder Wasserkanister.
Eine rein
elektro-mechanische Anlage ist wesentlich zuverlässiger und kostet zudem
weniger.
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Entsalzungsanlagen deren Hochdruckpumpe
über einen Keilriemen direkt von der Hauptmaschine angetrieben werden,
können selbst auf kleineren Yachten ohne Generator enorme Mengen Frischwasser
erzeugen, während die Lichtmaschine die Batterien lädt.
Der Schwachpunkt dieses Systems ist die Halterung, die -
ähnlich der für die Lichtmaschine - konstruiert werden muss. So muss direkt am
Motor ausreichend Platz für die relativ kleine Hochdruckpumpe mit ihrer
elektro-magnetischen Kupplung sein.
Falls jedoch die
Montage möglich ist, sollte der Betrieb der Anlage auf Jahre hinaus störungsfrei
sein, besonders, wenn sie mit einem automatischen Druckregelventil ausgestattet
ist, das
einen konstanten Arbeitsdruck bei unterschiedlicher Motordrehzahl garantiert.
Zusätzlich tragen diese Ventile zum Bedienungskomfort, zur Betriebssicherheit
und zur Zuverlässigkeit der gesamten Entsalzungsanlage bei.
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Die riemenbetriebene Hochdruckpumpe verlangt dem Dieselmotor nur 1.5 KW ab, sodass bereits 16-PS-Maschinen "nebenbei" noch Wasser erzeugen können. Damit die Anlage sowohl vor Anker als auch unter Fahrt genutzt werden kann, sollte der Hersteller der Entsalzungsanlage bei der Wahl des Durchmessers der Antriebs-Riemenscheibe mit einbezogen werden. Die Anlage sollte bezüglich der Frischwasserkapazität besser auf die obere Grenze ausgelegt sein. Damit wird soviel Frischwasser beim normalen Maschinengebrauch produziert, dass dann weitgehend vermieden werden kann, dass die Hauptmaschine nur zum Wassermachen gestartet werden muss.
Wassermacher, deren Druckpumpe mit 12 oder 24 Volt (DC) betrieben werden, haben den Vorteil dass die benötigten Batterien von Lichtmaschinen, Generatoren, Solarpaneelen, Wind-, Wasser- oder Wellengeneratoren und mit Landstrom geladen werden können.
Zwei verschiedene
Systeme der Druck-Produktion für die Entsalzungsanlage werden auf dem Markt
angeboten:
1) Systeme mit Energierückgewinnung, bei denen das unter Druck
gesetzte Abwasser der Anlage über ein Ventilsystem auf die Rückseite der oder
des Hydraulikkolben/s geleitet wird. Damit wird ein Teil der vorhandene Kraft in
das einströmende Seewasser eingeleitet. Sie werden von Spectra, Schenker,Kathadyn / PUR und Livol (https://www.livol.com//)
angeboten, um nur einige Namhafte zu nennen.
2) Systeme ohne Energierückgewinnung mit schnellen Ein-Kolbenpumpen wie Village Marine (in Deutschland: Sea Star - Pure Water) oder langsam laufenden und langlebigen Drei-Kolbenpumpen z.B von ECHO Tec. (https://www.wassermacher.com/), Desalator und Aqua Marine (https://www.aquamarineinc.net/).
Beide Systeme
haben ihre Vorteile - und Nachteile:
Einige der Entsalzungsanlagen mit Rückgewinnung verbrauchen nur 60% der Energie um eine gegebene Menge Wasser zu produzieren und helfen damit unseren Energiehaushalt zu entlasten. Der Spectra Catalina 300 z.B. entsalzt 47 Liter Seewasser und zieht dabei 15 Ampere bei 12 Volt in der Stunde. Ein gewaltiger Durchbruch verglichen mit ältere Anlagen!
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Warum würde man dann einen Wassermacher ohne Rückgewinnung wählen?
Da gibt es gute Gründe: Zum einen scheinen "Rückgewinnungsanlagen" störanfälliger zu sein. Bei der Anlage des Schreibers dieser Zeilen, hatte gerade die hierfür nötige Spezialpumpe innerhalb von vier Jahren drei Defekte. Einmal wurde er von einer zufällig am Ort befindlichen Spezialwerkstätte behoben. Später wurde - vom Ankerplatz in Tonga aus - ein Teil der Pumpe zur Reparatur und einmal die ganze Pumpe von Malaysien aus zum Austausch per Luftfracht an die Herstellerfirma geschickt. Der Vollständigkeit halber wird aber darauf hingewiesen, dass die Serviceleistungen kulant, schnell und kostenlos (mit Ausnahme der Fracht) erfolgten. Im vierten Dienst-Jahr musste die Förderpumpe ausgetauscht werden, was mit Bordmitteln erledigt werden konnte, weil Ersatz in der Backskiste war.
Andererseits: Konventionelle Systeme wie der ECHOTec 200 oder der Village Marine Little Wonder kosten weniger. Sie sind außerdem, und das ist für uns Langfahrtsegler "ohne festen Wohnsitz" ein gewichtiges Argument, schon wegen der geringeren Anzahl der Teile langlebiger, einfacher zu installieren und billiger instand zu halten.
Und der höhere Stromverbrauch? Üblicherweise läuft in der Bordpraxis während der
Wassererzeugung die Hauptmaschine ohnehin mit, sodass der erhöhte Stromverbrauch
dann nicht ins Gewicht fällt. Die Lichtmaschine schafft das allemal.
Wenn die Entscheidung gefallen ist, wie der Wassermacher betrieben werden soll, kann die Anzahl der Duschkabinen und Waschmaschinen an Bord mit Admiral und Crew diskutiert werden. Das ist natürlich übertrieben, doch schwören viele Langfahrtsegler auf "eigenes" Wasser, wenn sie sich einmal daran gewöhnt haben, ihre Reiseroute nicht mehr von Wasserhähnen an Land bestimmen zu lassen.
Handelsübliche Wechselstrom- und riemenbetriebene Anlagen für Yachten produzieren 70 bis 220 Liter pro Stunde, während 12-Volt-Wassermacher auf etwa 60 Liter die Stunde limitiert sind. Grundsätzlich sollte man ein etwas größeres Modell wählen. Die Betriebskosten reduzieren sich mit der Produktionskapazität und viele Fahrtensegler klagen ohnehin über zu wenig Wasser, nachdem sie sich an den Komfort einer Entsalzungsanlage - immer Wasser zweifelsfreier Qualität, keine aufwendigen Anlegemanöver zwecks Wasserübernahme, Gewichtseinsparung bei langen Ozeantörns - gewöhnt haben.
Wenn man noch
beachtet, dass alle Metallteile in Kontakt mit
Seewasser (besonders die Hochdruckpumpe) aus hochwertigem Edelstahl bestehen
sollten und die Membranen der weltweit und mittlerweile sehr preiswert
erhältlichen Standardgröße von 40 x 2.5 Zoll! entsprechen, dann steht dem
Fahrtensegeln auch in abgelegenen Revieren ohne Steg mit Wasserhahn und
Fachwerkstätten nichts mehr im Wege
Jedenfalls: Die
Zeiten in denen der Wassermacher ein tröpfelndes Überlebensinstrument gewesen
ist, sind endgültig vorbei - Komfort ist In.